Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Kupfer In Ägypten erscheinen die ersten Kupfergeräte bereits in vorgeschichtlicher Zeit; Kupfer ist das am frühesten verarbeitete Metall überhaupt. Neben eigenen Lagerstätten auf dem Sinai kam Kupfer auch als Handelsware nach Ägypten, in Gestalt von kissenförmigen Barren sowie in Form von Gebrauchsgegenständen wie Gefäßen, Waffen und Geräten, die eingeschmolzen und aufs Neue verarbeitet wurden. Ein Beispiel hierfür ist der Depotfund von Sichem in Palästina, in dem sich verschiedenste Waffen und Geräte unterschiedlicher Qualität und Herkunft fanden, die als Altmetall in einer Metallwerkstatt zusammengetragen worden waren.
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Edelmetall Die Annahme, der Leib der Götter bestehe aus Gold, folgte aus der Beständigkeit dieses Materials. Um auch dem Menschen, vor allem dem König, Unvergänglichkeit für die Ewigkeit zu garantieren, wurden Särge und andere Grabbeigaben aus Gold gefertigt oder, im nichtköniglichen Bereich, vergoldet. Da Silber aus Vorderasien und der Ägäis importiert werden musste, war es zunächst im Alten Reich wertvoller als Gold. Wie die Funde in den Königsgräbern von Tanis belegen, gab es in der 3. Zwischenzeit eine Schwemme von Edelmetall, was auf die Plünderung des Tempelschatzes von Jerusalem durch Scheschonk I. (um 995 v. Chr.) zurückzuführen ist.
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
„An dem Tag, da der Offizier Meri hintrat vor den Fürsten des ees und der 0berschatzmeister Sobekhotep, indem er sagte: ,Wie stehf es mit der Angelegenheit der Abgaben an die Göttin Hathor, die Herrin der beiden Felsen, wegen derer irgendeine Behörde früher Klage erhoben hatte.' Sie waren untersucht worden zur Zeit des Men-cheper-Re auf Grund der Aufzeichnungen des Katasters, dessen Namenverzeichnis dem Beamten zur Prüfung übergeben worden ist, … Es haben die Priester der Göttin Hathor … regelmäßig entrichtet die Abgaben an die Göttin in ununterbrochener Reihenfolge seit der Zeit des Königs von Ober- und Unterägypten Neb-pechti-Re-Ahmose bis auf den heutigen Tag. Was das Gericht der Verhörenden sagte: Was die Abgaben an die Göttin anbelangt, … so wurde ihretwegen von dem großen Gaufürsten und Vorsteher von Oberägypten in derselben Weise zu Gunsten der Göttin, ihrer Herrin, eine Abweisung erteilt. lm Recht ist der Oberschatzmeister Sobekhotep, im Unrecht ist der Offizier Meri. Da wurde er mit 100 Hieben geschlagen.“ Gerichtsprotokoll (hieratisch), Neues Reich, 18. Dynastie, um 1400 v. Chr., Gebelein, Papyrus, ÄS 809
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Schrift und Text im Neuen Reich Sprache war auch in Altägypten einer ständigen Veränderung unterworfen; ihre Semantik, Phonetik und Grammatik entwickelte sich ständig weiter: Sie erhielt neues Wortmaterial, wurde anders ausgesprochen und betont und folgte in ihren Wort- und Satzformen den Veränderungen der gesprochenen Sprache. lm Neuen Reich [1550-1070 v. Chr.) wurde daher in der Amarna-Zeit in einer Sprachreform die Schriftsprache der Umgangssprache angeglichen. So wird der bestimmte Artikel eingeführt; in der Schreibung von Fremdwörtern [ausländische Namen und Begriffe] erscheinen in der syllabischen Schreibung auch Vokale. Mit den ,,Liebesliedern" entsteht in dieser Zeit eine neue Textgattung, zu den wichtigsten Erzählungen gehören das ,,Zweibrüdermärchen" und die „Geschichte des Wenamun“. Der historische „Bericht von der Kadesch-Schlacht“ unter Ramses ll. ist der längste Prosatext aus dem alten Ägypten überhaupt. Daneben entstand eine groß Anzahl von administrativen und juristischen Texten. In den Gräbern im Tal der Könige werden mit Amduat und Pfortenbuch neue Jenseitsführer aufgezeichnet. Writing and Texts of the New Kingdom Even in Egypt, language was subject to constant change. Its semantics, phonetics and grammar continuously evolved; it embraced new vocabulary, was pronounced and emphasized in novel ways and, in the construction of its words and sentences, reflected the changes of the vernacular. In the New Kingdom [1550-1070 BC], it was therefore decided, in the Amarna Period, to reform the written language and adapt it to the spoken word: the definite article was introduced, and vowels appeared for the first time in a form of syllabic writing for scribing foreign words [names or nouns]. A new genre appeared: the "Love Poems". Among the best-known stories of this period are the "Tale of Two Brothers" and the "Story of Wenamun". The historical "Kadesh—Poem" from the time of Ramses ll is the longest prose text known from Ancient Egypt. In addition, a great amount of administrative and judicial texts were generated. ln the tombs of the Valley of the Kings, new royal Afterlife guides appeared in the form of the "Amduat" and the “Book of Gates".
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Die Kunst des frühen Mittleren Reiches (11. Dynastie, 2040-1976 v. Chr.l Die Wiedervereinigung des Landes zu einem zentralistischen Königtum geht nach den Auseinandersetzungen der verschiedenen Landesteile während der Ersten Zwischenzeit vom oberägyptischen Theben aus, Mentuhotep ll. regiert ab 2040 v. Chr. das ganze Land. Schon unter seinen Vorgängern begann die Kunst zu ihren Regeln zurück zu finden, wenn auch zunächst vor allem im zweidimensionalen Flachbild. Die nunmehr geordneten politischen und sozialen Strukturen lassen sich direkt im klaren Aufbau und der sicheren Linienführung der Reliefs königlicher und privater Stelen nachvollziehen. Die Dynamik dieses Neuanfangs findet ihre Entsprechung im energisch-kraftvollen Stil der Reliefs aus dem königlichen Totentempel von Mentuhotep ll., die auch die wiedergewonnene technische Perfektion der Bildhauer belegen. Die Münchner Fragmente stammen aus der Kapelle der Kemsit, einer der sechs Gemahlinnen Mentuhoteps, die nach Ausweis ihrer Gesichtszüge und ihrer Löckchenfrisur aus dem Süden, aus Nubien, kam.
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Die Kunst der Kuschitenzeit (25. Dynastie, 746-655 v. Chr.) Am Ende der Dritten Zwischenzeit, deren Kunst stilistisch an das späte Neue Reich anknüpft und ausschließlich idealisierende Bildnisse schuf, erhält die Kunst in der 25. Dynastie aufregende neue Impulse durch die Fremdherrschaft der Kuschiten aus dem Reich von Napata, weit im Süden am 4. Katarakt gelegen. Ein neues, afrikanisch inspiriertes Menschenbild zeigt kräftige Proportionen wie im Schlachtungsrelief [rechts] und differenziert die Gesichter bis hin zum Altersporträt [Statuenkopf rechts außen]. Gleichzeitig setzten sich die Künstler bewusst mit der Vergangenheit auseinander und griffen dabei auch auf Vorbilder früherer Epochen zurück. Das Relief [links], einst der linke untere Teil eines Türrahmens, zeigt diesen archaisierenden Stil: Auf den ersten Blick wirkt die Figur des Grabherrn Scheschonq-anch wie ein Bildnis des Alten Reiches. In der Zusammenschau von Text und Proportionen erschließt sich dann die Datierung in die Spätzeit. The Art of the Kushite Period (25th dynasty, 746-655 BC] Following the Third Intermediate Period, which tied in stylistically to the late New Kingdom and only brought forth idealized images, Egyptian art received exciting new impulses from the foreign rulers of the 25the dynasty - the Kushites — originating in the Kingdom of Napata, by the 4th cataract far to the south. Inspired by African art, human image is bolder in its proportions (as in those of the slaughtering relief, right] and
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Stelen der Spätzeit und der Römerzeit Waren es zunächst vor allem Jenseitsgötter, vor die der Verstorben betend und mit Opfergaben trat, erscheinen nun zahlreiche Gottheiten des ägyptischen Pantheons. Dabei wird besonderer Wert auf einen lokalen Bezug zu den jeweiligen Ortsgöttern gelegt. Der Aufstellungsort der Stelen ist in der Spätzeit die Sargkammer. Die Tradition der Grabstelen lebt über die pharaonische Epoche hinaus bis in die Römerzeit fort. Stelae of the Late and Roman Period If previously the deceased was mostly shown praying and offering to underworld deities, in this period a multitude of gods from the Egyptian pantheon appear. Special care was taken to reference local deities. In the Late Period, the stelae were erected in the burial chamber itself. The tomb stela tradition continued beyond the Pharaonic Era and into Roman times. [1] Stele des Tjereri an den Gott Re-Harachte Stela of Tjereri, for the god Re-Horakghty Römische Zeit, 1.-2. Jh. n. Chr., Kalkstein I Abydos (?), ÄS 47 [2] Stele des Ka-Priesters Padiherpachered Stela of Padipakhered, a Priest of the Ka Spätzeit, 26. Dynastie, um 580-530 v. Chr., Kalkstein I Abydos, ÄS 49 [3] Stele eines Priesters mit Maatfigur vor Osiris Stela of a priest offering a figure of Maat before Osiris Römische Zeit, 1.-2. Jh. n. Chr., Kalkstein, Gl. 132
Tafel, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Stelen der Spätzeit und der Römerzeit Waren es zunächst vor allem Jenseitsgötter, vor die der Verstorben betend und mit Opfergaben trat, erscheinen nun zahlreiche Gottheiten des ägyptischen Pantheons. Dabei wird besonderer Wert auf einen lokalen Bezug zu den jeweiligen Ortsgöttern gelegt. Der Aufstellungsort der Stelen ist in der Spätzeit die Sargkammer. Die Tradition der Grabstelen lebt über die pharaonische Epoche hinaus bis in die Römerzeit fort. Stelae of the Late and Roman Period If previously the deceased was mostly shown praying and offering to underworld deities, in this period a multitude of gods from the Egyptian pantheon appear. Special care was taken to reference local deities. In the Late Period, the stelae were erected in the burial chamber itself. The tomb stela tradition continued beyond the Pharaonic Era and into Roman times. [1] Stele des Tjereri an den Gott Re-Harachte Stela of Tjereri, for the god Re-Horakghty Römische Zeit, 1.-2. Jh. n. Chr., Kalkstein I Abydos (?), ÄS 47 [2] Stele des Ka-Priesters Padiherpachered Stela of Padipakhered, a Priest of the Ka Spätzeit, 26. Dynastie, um 580-530 v. Chr., Kalkstein I Abydos, ÄS 49 [3] Stele eines Priesters mit Maatfigur vor Osiris Stela of a priest offering a figure of Maat before Osiris Römische Zeit, 1.-2. Jh. n. Chr., Kalkstein, Gl. 132
Tafel Kunst und Form, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
KUNST UND FORM KUNST UND FORM Die dreidimensionale Darstellung, die Rundplastik, bildet im alten Ägypten_ das vornehmste Medium künstlerischen Schaffens. Die Götterbilder in den Tempeln und die Kultbilder der Verstorbenen im "Grab sind Statuen, in denen das Wesen der Dargestellten auf ewig greifbar bleibt. In der Stand-Schreitfigur ist eine virtuelle Bewegung angelegt, die eines Raumes bedarf. Dieser Raum ist das wesentliche Element der formalen Struktur altägyptischer Plastik. Er ist, definiert durch die rechteckige Basis und den Rückenpfeiler. Diese horizontalen und vertikalen Koordinaten umschreiben einen unsichtbaren, Kubus: das räumliche Bezugssystem, in dem die Figur sich entfalten kann. Die gestalterischen Prinzipien der Reliefs bemühen sich um die Lösung des Problems der Darstellung dreidimensionaler Realität in der Fläche. Mit dem „ägyptischen Kubismus" ist ‘eine Darstellungsform gefunden worden-, die ein rundplastisches Motiv ohne Informationsverlust in die Fläche überträgt. Kopf, Unterkörper und Beine sind im Profit dargestellt. Auge, und Oberkörper in Frontalansicht, Mundpartie und Bauch in leichter Schrägansicht. Verschiedene 'Ansichtsebenen sind in eine gemeinsame Fläche projiziert; so wird das nur nacheinander Erfahrbare gleichzeitig gemacht. ART AND FORM. in Ancient Egypt, statuary was considered "the most distinguished medium of artistic production. The cult images in the temples and tombs were all statues, designed to preserve eternally the essence of the being they represented in a tangible form. The movement suggested by the standing-striding figure created the need for well defined space within which the statue would act. The space thus created formed the basis for the formal structure underlying all Ancient Egyptian sculpture. A rectangular base and back pillar created horizontal and vertical coordinates that defined an invisible cube. providing a system of reference within which the figure itself could unfold. The creative principles behind the images in relief, for their part, attempted to provide a solution to the problem of representing three-dimensional reality within a two-dimensional medium. With "Egyptian cubism", a form of portrayal was developed allowing for the transfer of a motif in "the round into the plane without loss of information. Head, lower body and legs- were depicted in profile, eyes and; upper body from the front, the mouth and, belly from a slightly oblique angle. These various "angles we're then projected onto a single surface, condensing the consecutive visual references making up a three-dimensional object into a single, simultaneous experience.
Tafel Fayence, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Fayence Zu allen Zeiten wurde aus Fayence Luxusware für eine kleine Elite gefertigt, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachte. Daher wurde dieses Material für die Verkleidung von Wänden und Fußboden im königlichen Palast, für kostbare Kosmetikgefäße und Kultgerate sowie Götterstatuetten verwendet. Seine Unvergänglichkeit erklärt den Einsatz für Grabbeigaben wie Uschebtis, Pektorale oder Mumiennetze. In Schmuckstücken ersetzte Fayence seltene Edelsteine, deren ihnen zugeschriebene magische Wirksamkeit im medizinischen Bereich auf sie überging: Pulverisierte Fayence wird in medizinischen Texten als Beimengung zu Salben vorgeschrieben. Faience In all eras, luxury items were made out of faience for a small elite who made up about ten percent ofthe population, which is why this material was used to line the walls and floors of the royal palace, for expensive cosmetic vessels, traditional artefacts and statuettes of the gods. The enduring quality of this material explains why it was used for tomb offerings such as shabtis, pectorals or mummy nets. In items of jewellery, faience replaced rare precious stones and took on the same magical healing powers, with pulverised faience even prescribed in medical texts as an admixture for ointments.
Tafel Glas, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München
Glas Die Herstellung von Glas gelang um 1500 v. Chr. in Vorderasien und kam im Zuge der Expansionspolitik der frühen 18. Dynastie nach Ägypten. Rezeptur und Technik wurden wie im europäischen Mittelalter geheim gehalten, es sind weder schriftliche Berichte noch bildliche Darstellungen überliefert. Als Vorstufe sind Glasuren — für kleine Steinobjekte aus Steatit oder Quarz - seit der Vorgeschichte l4. Jahrtausend v. Chr.] bekannt. Fritten wie Ägyptisch Blau entstehen bei niedrigeren Temperaturen. Sie wurden zu Schmuck, Statuetten und Amuletten verarbeitet oder zu Pulver zermahlen und mit Wasser vermischt als Farbstoff in der Malerei verwendet. Glass Glassmaking can be traced back to around 1500 BC in Asia Minorand came to Egypt as part of the expansionary policy of the early 18th Dynasty. The recipes and techniques involved were closely guarded secrets, as in the European Middle Ages, so no written records or illustrations have survived. As the precursor to glass, glazes applied to small stone objects made out of soapstone orquartz date back to the prehistoric era l4th century BCE].Soft pastes like Egyptian Bluewere created at low temperatures. They were used to make jewellery, statuettes and charms orground up as powder and mixed with water to make painting dyes.